Alex ist Die Patentante unserer Himmelmaus * Janet *

Hier beschreibt Sie Ihre Trauer ...................

Worte die Mir so unendlich viel bedeuten ..................

Alex Ich hoffe Du weißt welch kostbaren Schatz Du mir geschenkt hast

Janet-5 Buchstaben, die mein Leben, oder besser gesagt, meine Ansichten über das Leben - was wichtig und was unwichtig ist, verändert haben.
Waren es Sekunden, Minuten oder Monate, die alles veränderten?
Die Sekunden, die ich in den Kreißsaal trat? Ein leeres Babybett sah? Anstatt glücklicher Eltern zwei völlig abwesenden Personen antraf , die wahrscheinlich selber nicht mehr wussten, wer sie waren und was eigentlich los war. Waren es die Minuten, die ich zu spät kam - die ich heute noch bereue, die immer noch an mir nagen?
Ich habe meine Schwester ins Krankenhaus gefahren, sie sollte heute ihr Baby- Janet, die schon neun Monate zu uns gehörte, auf die Welt bringen. Der Geburtstermin war bereits vor neun Tagen. Es war alles so klar - man geht ins Krankenhaus, wartet und ein paar Stunden später hält man dann überglücklich ein gesundes Baby im Arm- wie sollte das auch anders sein?

Den Vormittag verbrachte ich mit meiner Schwester im Krankenhaus. Über Mittag ging ich nach Hause, um unsere Kinder zu versorgen. Am Nachmittag wollte ich wiederkommen. Laut Hebamme sollte die nächsten Stunden eh nichts passieren.
Während der Zeit, bis ich wieder ins Krankenhaus fuhr, war ich sehr unruhig, nicht aufgeregt auf ein Baby wartend- Nein, heute denke ich, dass ich etwas gespürt habe, von dem, was nur wenige Kilometer von mir entfernt geschah. Es ist heute noch einer der schmerzlichsten Gedanken für mich, dass ich nicht genau weiß, wann Janet sich entschloss, zu gehen.
War es, als ich zuhause unbedingt noch eine Zigarette rauchen musste? Oder als ich mich minutenlang über irgendwelche unwichtigen Dinge mit meiner Nachbarin unterhalten habe?
Minuten- die mir immer fehlen werden. Minuten- die ich mir nie verzeihen werde. Minuten- die für meine Schwester die Hölle waren. Minuten, in denen sie alleine war- ganz alleine! Minuten, in denen sich Janet entschloss, nicht bei uns zu bleiben.
Nichts schmerzt so sehr, wie verlorene Zeit!

Janet habe ich im Kreißsaal in den Arm genommen, sie sah so wunderschön aus. Sie war ganz weich und warm und man sah genau, wer ihre Eltern, wer ihre Geschwister waren- es war klar: dieses zarte Gesicht gehört zur Familie - Ernst.
Es war ein gutes Gefühl, Janet im Arm zu halten. Um so schmerzhafter ist es,
dass ich es nicht mehr genossen habe, dass ich mir nicht mehr Zeit genommen habe. Es war noch so viel zu sagen und wurde nie gesagt. Es gab noch so viel zu sehen und wurde nicht gesehen. Es war mir nicht bewusst, dass es eine Begrüßung und ein Abschiednehmen war. Die Zeit war begrenzt- ich habe es nicht gemerkt. Die Zeit ging mit Janet und keiner brachte sie zurück!
Die Zeit, in der meine Schwester nach Hause kam- nach Hause ohne Baby, bis zum Zeitpunkt an dem Janet beerdigt wurde, habe ich funktioniert. Es war, als hätte man einen Schalter gedrückt. Es geschah ohne große Überlegungen und war selbstverständlich, es hat mich bedrückt, aber mehr Empfinden war da auch nicht. Auch heute verstehe ich meine Gefühle von damals nicht. Ich habe mich als kalt empfunden, kalt und regungslos. Es wurde mir gesagt, dass es nicht so war. Mein Gefühl bleibt.
Es gab nicht viel, was ich für Janet tun konnte, nicht in dieser verdammt kurzen Zeit. Vielleicht war dies der Grund, dass ich danach hungerte, alles Menschenmögliche für sie zu tun. Und es tat mir gut. Es tat mir gut, Janet mit dem Bestattungsunternehmen nach Hause zu holen. Ich fühlte mich ruhiger, als ich wusste, Janet ist bei uns und nicht in irgendeinem kalten Krankenhaus- allein.
In der Zeit ging es mir so richtig schlecht. Ich konnte nicht begreifen, warum alles so normal weiter geht, obwohl Janet nicht mehr hier war. Warum scheint immer noch die Sonne und warum gehen die Leute einfach so über die Straße, als wäre nichts geschehen? Warum war niemand wütend, wütend auf alles, alles was schön war und wütend auf etwas, was Schuld haben musste. Ich wollte eine Erklärung- Ich bekam keine- Ich wurde noch wütender- und warum nur sind alle andern um mich herum so ruhig? Janet war nicht mehr hier- haben es die anderen nicht gemerkt, schlimmer noch, ist es ihnen egal? Man wird ungerecht
und gemein auf der Suche nach dem „Warum“. Es war wohl der größte und schwerste Schritt für mich, von dem Warum loszulassen.
In dieser Zeit habe ich mich oft gefragt , wie ertragen nur meine Schwester und ihre Familie diesen Schmerz? Wie nur, wenn er schon mich fast erdrückt?
Auch heute noch könnte ich nicht behaupten, das Gefühl zu haben, meiner Schwester groß geholfen zu haben. Ich habe zugehört, mit ihr geweint oder war einfach nur da. Wahrscheinlich war es mehr Hilfe für mich, wie alles andere. Es wäre zu jedem Zeitpunkt auch okay gewesen, wenn sie mich gebeten hätte, ruhig zu sein oder zu gehen. Es war ein Helfen ohne Erwartung auf irgendwas. Ehrlich, ich weiß nicht mehr, wer wem mehr geholfen hat, ich ihr oder sie mir? Bis heute habe ich nur eine Freundin, mit der ich offen über Janet reden kann. Für meinen Mann ist es das erste Mal, wenn er diese Zeilen liest ,das ich etwas von meinem Gefühlsleben im Bezug auf Janet freigebe – und das nach drei Jahren.
Mit meiner Schwester konnte ich die ganze Zeit offen und vor allen Dingen immer und immer wieder über Janet reden. Immer und immer wieder. Und das war gut so.
Janet gehört zu meinem Leben. Bei allem ist sie dabei. Ich habe ihr die Sonne gezeigt, bin mit ihr im Sturm spazieren gegangen, zeigte ihr das Meer und fühlte mit ihr den ersten Schnee. Janet gibt mir ein Gefühl der inneren Ruhe, ich fühle mich, als wäre ich bei mir zuhause angekommen. Ich fühle mich nicht mehr allein, denn ich weiß Janet immer um mich.
Genau dies sind wohl all die Dinge, auf die ich die letzten drei Jahre hingearbeitet habe. Ich habe gelernt, dass es nicht zu verstehen ist und doch akzeptiert werden muss. Ich kann das Geschehene nicht ungeschehen machen. Dabei habe ich gemerkt, dass ich Dinge in meinem Leben positiv verändern kann. Und mir ist klar geworden, dass es wohl niemals ganz verschwindet, dieses Gefühl von Schmerz. Doch dieses Gefühl gehört dazu, wie die Freude die ich heute wieder empfinden kann, wenn ich etwas Schönes sehe, vielleicht nicht mehr ganz so schön wie vor drei Jahren, aber immer noch schön. Ich habe viel über mich, mein Leben, das Wieso und Warum nachgedacht. Es hat mir viel gegeben und mich ein großes Stück weitergebracht.

Lieber als alles andere auf dieser Welt wäre ich jedoch gerne ein Stück naiver geblieben, dürfte ich Janet dafür aufwachsen sehen. Ich hätte sie gerne länger begleitet auf ihrem Weg, länger als die kurze Strecke des sich Kennenlernens und des Abschiednehmens

 

 

 

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